Viel Pro, Viel Contra – unser Sportpolitischer Dialog zur Berliner Olympiabewerbung


Während gerade die nächste Umfrage die mediale Runde macht, wonach zwei Drittel der Berlinerinnen und Berlinern die Austragung der Olympischen Spiele in unserer Heimatstadt ablehnen und sich die Fronten verhärten, lohnt sich ein Rückblick auf unseren Sportpolitischen Dialog der letzten Woche. Dabei wurde intensiv und durchaus offen das Für und Wider von Olympia in Berlin diskutiert. Es ging uns als Bezirkssportbund naturgemäß vor allem um die Auswirkungen auf Mitte und seine Sportvereine.

Unter dem Motto “Die Spiele für Berlin = Die Spiele für Mitte?” kamen Vertreterinnen und Vertreter von zehn Sportvereinen mit LSB-Präsident Thomas Härtel, Bezirksstadtrat Benjamin Fritz und BVV-Mitgliedern ins Gespräch. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigte und damit über die emotionale Schwelle hinausgetragen wurde. Denn in einem waren sich (fast) alle Anwesenden einig: Olympische Spiele sind ein großartiges Ereignis für Sportlerinnen und Sportler, Trainerinnen und Trainer und selbstverständlich auch Sportfans auf der ganzen Welt. 

Allerdings verursachen sie natürlich Kosten. Alleine für die Marketingmaßnahmen der Bewerbung zur Bewerbung – also den Wettbewerb gegen die anderen deutschen Mitbewerber München, Hamburg und Rhein-Ruhr (Nordrhein-Westfalen) – plant Berlin mit Kosten von 6 Millionen Euro im Jahr 2026. Die Entscheidung, mit welcher Stadt oder Region am Ende Deutschland ins Rennen geht, fällt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) im Herbst des kommenden Jahres. 

Am Anfang unserer Veranstaltung stand ein Puzzle. Die Anwesenden setzten in zwei Gruppen den Berliner Haushalt zusammen. Dabei gab es schon die ersten Interessenkonflikte und Diskussionen: hier verschwand schnell etwas vom Kultur-Budget, da sollte bei den Verwaltungsausgaben gespart werden. Eine Gruppe stimmte sogar über Olympia und die Ausgaben im Haushalt ab. Die Abstimmung ging knapp dafür aus und so wurden die Bewerbungsausgaben dem Sporthaushalt zugeschlagen. 

Im Anschluss kam BSB-Mitte-Präsidentin Ramona Reiser als Moderatorin mit den Politikerinnen und Politikern auf dem Podium und den Vereinsvertretenden im Publikum ins Gespräch. LSB-Präsident Thomas Härtel, der natürlich auch Unterschriftenlisten für die Volksinitiative zur Olympiabewerbung im Gepäck hatte, erklärte, warum der Landessportbund sich die Austragung der Olympischen Spiele in Berlin wünscht: “Wir wollen für den Sport Dinge erreichen.” Er sprach über den Sanierungsstau bei den Sportstätten und das Olympia möglicherweise dabei helfen kann, ihn zu beseitigen. 

Diesen Optimismus teilten Bezirksstadtrat Benjamin Fritz von der CDU sowie Bezirksverordneter Daniel Schwarz von der SPD. Fritz sprach sich für Olympia abseits der Frage des Geldes aus. Er freute sich auf “die Stimmung und das besondere Gefühl”, was durch Olympia in unsere Stadt kommt. Schwarz betonte: “Wir brauchen mehr Geld für den Sport und das kann nur durch Olympia passieren.” Er verspricht sich durch Olympia auch den Bau neuer Sportstätten. 

Leonard Diederich von der Linksfraktion in der BVV-Mitte fragte sich, warum man das Geld nicht auch ohne Olympia für die Sportstätten einsetzen könne, “wenn der politische Wille da ist.” Lucie Schröder von den Grünen in der BVV-Mitte schloss daran an: “Wie hilft Olympia meinem Fußballteam akut, dass sich etwas für uns verbessert?” 

Die Vereinsvertretungen im Auditorium kamen ebenfalls ausreichend zu Wort. Dr. Harald Fuchs vom Deutschen Alpenverein (DAV) sprach die emotionale Komponente von Olympischen Spielen an. Seine Klettersportlerinnen und -sportler würden sich auf jeden Fall über Spiele daheim freuen. Derzeit aber hapert es im jungen Leistungssport, der ja seit kurzem auch olympisch ist, noch mit der finanziellen Unterstützung im Vergleich zu anderen Ländern. Ähnlich äußerte sich auch Karsten Knappe von den Berlin Adlern (Vorstand Sport), der Großveranstaltungen, wie das kürzliche NFL-Punktspiel, absolut als Chance sieht, aber anfangs auch unsicher war, was am Ende bei Olympia hinten rauskommt. 

Burak Isikdaglioglu vom Berliner AK hob einerseits die Chancen eines Booms von anderen Sportarten durch Olympia hervor, andererseits die Notwendigkeit, das Ehrenamt mitzunehmen und zu würdigen. In eine ähnliche Richtung, aber etwas besorgter, äußerte sich ein Vertreter vom Roten Stern: “Wo bleibt der Breitensport?”, fragte er. Mittes Kiezsportlotsin Susanne Bürger wies darauf hin, mit einer Hoffnung auf Verbesserungen für den Sport durch olympische Spiele sensibel umzugehen. Sie wünschte sich “einen vielfältigen und breiteren Sportbegriff”. 

Am Ende der Veranstaltung durften die Podiumsgäste noch ihre persönlichen Slogans zu Olympia loswerden. Da waren einige schöne dabei:

Benjamin Fritz (Bezirksstadtrat/CDU): Mitte mit Herz zu Gold

Daniel Schwarz (BVV-Mitte/SPD): Olympia mit den Menschen für die Vereine.

Leonard Diederich (BVV-Mitte/Linksfraktion): Mitte steht für Breitensport-Olympia.

Lucie Schröder (BVV-Mitte/Bündnis 90/Die Grünen): Nett hier, auch ohne Olympia.

Thomas Härtel (Präsident Landessportbund Berlin): Gebt die Spiele unseren Kindern!